Rückblick auf bewegte Zeiten

Alles fließt

Wer den Westflügel kennenlernt, spürt schnell, dass insbesondere die langjährigen Bewohner und Mitarbeiter durch ihre gemeinsame Geschichte eng verbunden sind. Denn diese ist durchaus stürmisch: Immer wieder gab es Wendungen und auch Krisen, die weitreichende Veränderungen in Gang setzten – und doch stets zu einer guten Weiterentwicklung der Einrichtung führten.

Die Anfänge

Unsere Geschichte beginnt 1994/1995. Unter dem Namen Reiterhof leben in Sudwalde (Landkreis Diepholz) zunächst nur eine Handvoll Bewohnerinnen und Bewohner auf der Basis von Einzelvereinbarungen zusammen. Unsere heutige Geschäftsführerin Christa Kröning führt die Einrichtung unter wechselnder Trägerschaft. Nach finanziellen Turbulenzen gelingt es 2002, den Reiterhof aus der Insolvenzmasse des damaligen Trägers heraus zu übernehmen und in eine gemeinnützige GmbH zu überführen.

Zwei Jahre später führt eine überraschende Kündigung dazu, dass sich das Gesellschafter-Team extrem kurzfristig um neue Räumlichkeiten kümmern muss. Mitte Dezember 2004 entscheiden sie sich, die ehemalige Jugendherberge in Syke zu kaufen, schon am 6. Januar 2005 sind alle 36 Bewohner zusammen mit dem Leitungsteam in das neue Gebäude umgezogen und damit einer Art „feindlichen Übernahme“ entgangen.

Pionierzeit im neuen Haus

Doch die neuen Räumlichkeiten entpuppen sich als stark sanierungsbedürftig. Die folgenden Jahre sind durch intensive Aufbauarbeiten geprägt – eine Zeit, die alle Beteiligten zusammenschweißt. Bewohnerinnen und Bewohner packen ebenso mit an wie sämtliche Mitarbeitende und die Einrichtungsleitung, um den Westflügel zu einem wohnlichen Ort und ihrem neuen Zuhause zu machen.

Gleichzeitig ist es nun möglich, die Wohn- und Arbeitsangebote auszubauen, und auch die Lage mit direkter Anbindung an die Syker Innenstadt eröffnete vielen Bewohnern neue Möglichkeiten.

„Die Frage ist ja, mit welcher Haltung wir diese herausfordernde Arbeit am besten leisten können. Ich hatte den Eindruck, dass das anthroposophische Menschenbild einen anderen, sinnvollen Blick auf psychische Erkrankungen ermöglicht.“

Christa Kröning

Anthroposophische Sozialtherapie

Die meisten anthroposophischen Einrichtungen starten von Beginn an als Initiativen, die sich auf den anthroposophische Kulturimpuls und das erweiterte, ganzheitliche Menschenbild Rudolf Steiners beziehen. Im Westflügel war das anders: Im Laufe der Jahre sind mehrere anthroposophisch orientierte Mitarbeiter in das Team um Christa Kröning gestoßen. In der gemeinsamen Arbeit erlebten ihre Kollegen, dass sie dadurch neue Impulse und hilfreiche Anregungen erhalten konnten. Christa Kröning entschied sich zu einer Ausbildung in anthroposophischer Sozialtherapie in Beyenburg bei Wuppertal. Seit 2010 ist der Westflügel Syke Mitglied im Bundesverband anthroposophisches Sozialwesen e.V. – Anthropoi.

Brand in der Holzwerkstatt

Ein weiterer Einschnitt kam im Jahr 2012: Die gerade erst fertiggestellte Holzwerkstatt ging in Flammen auf – die aufwendige Arbeit der vergangenen Jahre in diesem Bereich wurde komplett zunichte gemacht.

Doch auch dieser Vorfall hatte letztlich sein Gutes: Die neue Maschinenhalle konnte besser und noch professioneller geplant und ausgestattet werden.